Gerade im Winter sind wir Deutschen schon sehr gebeutelt: Draußen schneit’s , es ist scheißkalt und an die kommende Strom- und Gasabrechnung wollen wir gar nicht erst denken. Einen Vorteil hat die kalte Jahreszeit in unseren Breiten aber sehr wohl: Wir brauchen nicht in aller Herrgottsfrühe aufstehen, um eine Morgenstimmung einzufangen. Da reicht es mitunter schon, erst um halb acht auf den Beinen zu sein – wie etwa bei diesem Bild (viel früher hätte ich es wohl nicht hinbekommen).
Tja, und wenn man das frühe Aufstehen tatsächlich schafft, dann wird man auch mit der eigenwilligen Atmosphäre belohnt, die entsteht, wenn so eine Großstadt aufwacht. Vögel kreisen langsam, ein paar Büros gegenüber haben das Licht schon angestellt und der Verkehr unten nimmt langsam, aber stetig, zu. Wenn man dann noch etwas verschlafen zur Kamera greift und ein paar Mal auf den Auslöser drückt, kann man, nachdem der letzte Sand aus den Augen gepuhlt wurde, wenigstens im Anschluss ein paar Bilder genießen, die einen vielleicht sogar das Herz ein klein wenig wärmen. Und nebenbei ganz langsam aufwachen. Gut, der findige Beobachter wird sagen: „Hey, so früh kann das gar nicht gewesen sein, die Sonne steht ja schon recht weit oben am Himmel.“ Zur Verteidigung kann ich jedoch nur entgegnen: recht viel früher hätte ich die Augen gar nicht aufbekommen und, siehe oben, es ist ja Winterzeit, da ist alles ein wenig später dran.
Winterliches Abendlicht
Im Übrigen eignet sich die dunkle Jahreszeit hervorragend, um auch am Abend mit der Kamera unterwegs zu sein. Wenn die Sonne schon weit vor sechs Uhr hinter dem Horizont oder Häuserschluchten verschwunden sein wird, schafft man einige Aufnahmen zu angenehmer Zeit und kommt trotzdem rechtzeitig zum Abendessen zu Frau und Kind (oder so ähnlich). Trotzdem ist mir der Morgen lieber. Der ist unberechenbar und – das wohl beste Argument: es wird anschließend mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wärmer. Und nicht umgekehrt.